Graupner Christoph: SINFONIA 3 IN F WKV 574

Graupner Christoph: SINFONIA 3 IN F WKV 574
Als Robert Schumann von den „tapferen Epigonen“ der Musikgeschichte sprach, hatte er zwar nicht speziell die Komponisten des 18. Jahrhunderts im Blick, doch trifft das Diktum in besonderer Weise auf die Akteure jener Zeit zu. Unzählige Tonsetzer, die ein umfangreiches Oeuvre aufweisen, aber bis heute kaum näher bekannt sind. Der Darmstädter Hofkapellmeister Christoph Graupner (1683-1760), der ein Schaffen von annähernd 2.000 Kompositionen zu unterschiedlichen Gattungsbereichen vorgelegt hat, befindet sich hier in einer Art Grauzone zwischen „noch nicht bekannt(er)“ und „nicht mehr unbekannt“. In den letzten Jahren ist schönerweise ein Anstieg der Aufmerksamkeit in der Musikforschung und Aufführungspraxis zu konstatiert, die hoffentlich länger anhält. Bis heute steht Graupner, was seinen Bekanntheitsgrad betrifft, noch immer weit hinter Bach, Händel, und Telemann zurück.
Dass dies nicht in allen Punkten gerechtfertigt ist, verdeutlichen verdienstvollerweise Notenausgaben wie die vorliegende der F-Dur-Sinfonia WKV 574, die von Andreas Kohn in der „Kölner Reihe Alter Musik“ herausgegeben wurde. Die vortreffliche Edition bietet einen wunderbaren Einblick in die instrumentalkompositorischen Qualitäten Graupners – insbesondere was dessen kompositorische Wandelbarkeit und Vielseitigkeit in Bezug auf die Erfüllung ein und desselben Gattungsformat betrifft. Die Instrumentalwahl mit zwei Waldhörnern geht wohl auf die besondere Vorliebe von Graupners Dienstherren, den Landgrafen Ernst Ludwig, zurück, der ein begeisterter Jäger war. Bis dato ist Graupner vornehmlich für seine Vokalmusik und hier im Besonderen für seine fast 1.400 Kirchenkantaten bekannt. Auch im symphonischen Fach Graupner wahrlich nicht untätig, wie seine 113 Sinfonien dokumentieren. Umso rühmlicher, dass mit der Ausgabe Kohns nun auch der Instrumentalkomponist Graupner eine Chance erhält, auf einen breiteren Interessentenkreis zu treffen.