Rheinberger Josef Gabriel: ABENDLIED OP 69/3
Josef Rheinbergers schöpferischer Schwerpunkt im Bereich der Chormusik lag vor allem gegen Ende seines Lebens auf der katholischen Kirchenmusik (14 Messen, 3 Requien, 2 Stabat mater u.a.). Spätestens seit seiner Berufung zum Professor für Komposition und Orgel an der Königlich Bayerischen Musikschule in München (1867) galt Rheinberger als überaus erfolgreicher Repräsentant eines akademisch-klassizistischen Stils, der sich nicht allein durch eine souveräne Beherrschung des kompositionstechnischen Handwerks, sondern auch durch eine nicht selten an der Gregorianik orientierten Klangschönheit auszeichnet. Mit den zu seiner Zeit modernen stilistischen Entwicklungstendenzen hatte Rheinberger dabei ebenso wenig zu tun wie mit der einflussreichen Kirchenmusikbewegung des Cäcilianismus, der er blinde Epigonalität vorwarf.
Bis heute halten sich einige Orgel- und Vokalwerke Rheinbergers im Konzertrepertoire, wobei das „Abendlied“ vermutlich das bekannteste Stück bildet. Die Entstehung der sechsstimmigen Motette reicht zurück in das Jahr 1855 und fällt damit noch in Rheinbergers Münchener Studienzeit. Später sollte er das Werk nochmals überarbeiten und als drittes Stück in seine bei Simrock in Berlin gedruckten Drei Geistlichen Gesänge op. 69 aufnehmen. Die recht kurze Motette, die einen Vers aus dem Lukas-Evangelium zur textlichen Grundlage hat (Lk 24,29), ist nahezu durchgehend syllabisch ausgesetzt und spiegelt mit Ausnahme einiger fugierter Passagen im Mittelteil eine weitgehend homophone Satzstruktur wider. Der gemäß dem Thema sanft-ruhige Charakter des Stückes (Andante molto) erfährt zwei dynamische Steigerungen: zum einen in der zu Beginn wiederholten Äußerung einer erhofften Zuversicht, dass Gott bei Anbruch des Abends „bei uns“ bleiben möge, zum anderen in der am Ende terrassenartig angelegten Klangentfaltung der Stimmen anlässlich der Worte „und der Tag hat sich geneiget“. Im Verbund mit einigen überraschenden Halb- und Trugschlüssen sowie harmonischen Klangwechseln, bevorzugt in die parallelen Molltonarten und subdominantischen Bereiche der Tonika F-Dur, gestaltet Rheinberger einen klanglich edlen wie abwechslungsreichen Motettensatz, dessen Eingängigkeit wie Eindringlichkeit fraglos dazu beigetragen haben, dass sich die Komposition auch gegenwärtig noch so großer Beliebtheit erfreut.
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