Vollendet hat Johannes Brahms (1833-1897) das SCHICKSALSLIED OP 54 für gemischten Chor und Orchester im Mai 1871 in Baden-Baden, uraufgeführt wurde es am 18. Oktober 1871 in Karlsruhe. Im Dezember 1871 ging das Werk dann in den Druck.
Das ‚Schicksalslied‘ ist der Gattung der Weltlichen Kantate zuzurechnen, zugrunde liegt ein Text hohen literarischen Ranges: ‚Hyperions Schicksalslied‘ aus dem zweiten, 1799 veröffentlichten Band des Briefromans ‚Hyperion oder der Eremit in Griechenland‘ von Friedrich Hölderlin (1770-1843).
In dem 3-strophigen Gedicht geht es im Kern inhaltlich um die Gegenüberstellung der Vergänglichkeit und des Leidens der Menschheit mit der ewigen, schicksallosen Heiterkeit der Götter.
Brahms strukturiert seine Kantate deutlich in 2 Teile, die im Wesentlichen der textlichen Aussage und dem darin liegenden „Stimmungsgegensatz“ folgen, das ungewöhnlich wirkende ruhige Orchesternachspiel könnte aufgrund seiner Besonderheiten zugleich als 3. Teil verstanden werden.
Der 1. Teil (‚Langsam und sehnsuchtsvoll‘, Es-Dur, T. 1-103) wird eröffnet von einem Orchestervorspiel (T. 1-28), das insbesondere von einem charakteristischen, ostinatohaft wirkenden Motiv in der Pauke („Schicksalsmotiv“) geprägt ist, welches kurz vor Ende dieses Formteils nochmals erklingt (T. 96ff.). Die ersten beiden Strophen des Gedichts werden im 1. Teil vom Chor entsprechend vorgetragen: „Ihr wandelt droben im Licht / Auf weichem Boden selige Genien! / Glänzende Götterlüfte / Rühren Euch leicht, / Wie die Finger der Künstlerin / Heilige Saiten.“ (T. 29ff.), sowie „Schicksallos, wie der schlafende / Säugling, atmen die Himmlischen; / Keusch bewahrt / In bescheidner Knospe /Blühet ewig / Ihnen der Geist, / Und die seligen Augen / Blicken in stiller, / Ewiger Klarheit.“ (T. 69ff.).
Der 2. Teil (‚Allegro‘, harmonisch schwankend, c-Moll angenähert, T.104-379 und ‚Adagio‘, C-Dur, T. 380ff.) ist alleine der 3. Strophe gewidmet: „Doch uns ist gegeben / Auf keiner Stätte zu ruhn; / Es schwinden, es fallen / Die leidenden Menschen / Blindlings von einer / Stunde zur andern, / Wie Wasser von Klippe / Zu Klippe geworfen, / Jahrelang ins Ungewisse hinab.“
Der Text wird musikalisch zweimal verarbeitet, zunächst in T. 104-193, dann T. 273-379, wobei Brahms diesen 2. Teil musikalisch weitaus differenzierter ausgestaltet als den 1. Teil. Die Takte 154-179 widmen sich der Schlusszeile „Jahrelang ins Ungewisse hinab“, die Takte 314-364 bringen genau diese Zeile nochmals, aber auf doppelte Länge (51 Takte gegenüber 26 Takten zuvor) ausgedehnt. Ab Takt 194 erklingen bereits die Anfangszeilen der 3. Strophe („Doch uns ist gegeben / Auf keiner Stätte zu ruhn;“), doch dieser dynamisch deutlich zurückgenommene Abschnitt ist als musikalisch eigenständig wirkender Einschub zu verstehen.
Die Takte 380ff., das rein instrumental gehaltene Orchesternachspiel, lassen die Kantate in besänftigendem C-Dur und dynamisch weitgehend zurückgenommen (Spannungskurve: pp – p cresc. – f (fp) – dim. – pp) ausklingen.
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