Karg Elert Sigfrid: 6 SKIZZEN OP 10

Karg Elert Sigfrid: 6 SKIZZEN OP 10
Kaum jemand vom kompositorischen Rang eines Sigfrid Karg-Elert (1877-1933) hat dem Instrument Harmonium im Übergang vom 19. ins 20. Jahrhundert derart viel Aufmerksamkeit und hochwertiges Repertoire geschenkt. Obwohl dem Leipziger Konservatorium erwachsen, steht Karg-Elerts Tastenmusik insgesamt dem Burlesken und Grotesken, dem Spukhaften, Bizarr-Exotischen und Blühend-Erotischen nahe. Sie weisen viel Geist und Phantasie sowie bedeutendes kontrapunktisches Können auf, deren improvisatorischer und impressionistischer Charakter in noch höherem Grade als etwa jene von Max Reger völlig außerhalb der Leipziger Schule zu verorten sind. Er veröffentlichte zahlreiche, immer impressionistischer „aufgehellte“ Sammlungen mit blühend farbigen lyrischen Stücken und stand schließlich als einer der modernsten und delikatesten Farbenkünstler und Stimmungspoeten im expressionistischen Neuland der Tastenmusik da. Karg-Elerts Metier waren vielleicht weniger die zyklisch gebundenen Klavierwerke wie die überaus komplex angelegten Sonaten als vielmehr die Lyrischen Charakterstücke, in denen er wundervolle Miniaturen schuf, die auch von weniger erfahrenen Tastenspielern bewältigt werden konnten. Hierfür stehen beispielhaft die vorliegenden „Sechs Skizzen“ op. 10 für Harmonium, die 1904 in Leipzig erschienen. Die Stücke weisen sämtlich programmatische Titel auf, anhand derer sehr gut nachzuvollziehen ist, wie geschickt sich Karg-Elert im Bereich der instrumentalen Vermittlung außermusikalischer Szenen und Stimmungen zeigte. Wer sich auf das Spiel der Skizzen (auch am Klavier) einlässt, wird mit einem wunderbaren Einblick in die besondere Stimmungswelt der klavieristischen Poesie Karg-Elerts belohnt.

Die Titel der Skizzen lauten:
Morgensegen (F♯ major)
Ausfahrt (E major)
Waldeinsamkeit (D♭ major)
Spätsonne (D major)
Nachtgesang (A♭ major)
Ein Nachklang (B major)