Das erfreuliche an der vorliegenden Ausgabe von Franz Schuberts FANTASIE F-MOLL OP 103 D 940 für Klavier zu vier Händen ist die Tatsache, dass die Herausgeber Maurice Hinson und Allison Nelson versuchen einem „zeitgemäßen“ Anspruch gerecht zu werden: Es gibt Erläuterungen zum Komponisten und Werk (u.a. analytisch), eine begleitende CD, zudem ist das Notenbild sehr übersichtlich und klar gestaltet.
Zur Komposition:
Entstanden ist dieses Werk im Todesjahr 1828, Widmungsträgerin ist Schuberts Klavierschülerin „Karoline Komtesse Esterházy“, was darauf schließen lässt, dass auch diese groß angelegte Komposition für den Unterricht beziehungsweise das gemeinsame Musizieren bestimmt gewesen ist.
Formal lässt sich die F-Moll-Fantasie in vier Sätze gliedern: ‚Allegro molto moderato - Largo - Allegro vivace - Tempo I [Allegro molto moderato]‘.
Wollte man hier die Grundzüge der Sonatenform ausmachen, so kann dem nur bedingt zugestimmt werden. Lediglich der 3. Satz (Allegro vivace) ist Charakter und Form nach als Scherzo innerhalb der Regeln des Sonatenhauptsatzes zu klassifizieren.
Bemerkenswert ist dennoch die motivisch-thematische Verzahnung der beiden (Haupt-) Themen des 1. Satzes (Allegro molto moderato) mit dem musikalischen Geschehen des Finales (Tempo I).
Takt 1-47 bringt das kantable eigentliche Hauptthema in verschiedenen Facetten zum Klingen, in Takt 441-467 wird es in seiner Originalgestalt wieder aufgegriffen, quasi als wortwörtliche Wiederholung. Ein zweites, vom Charakter her eher aufgewühltes Thema setzt in Takt 48 ein, tritt mit dem eigentlichen Hauptthema im Wechsel in Erscheinung - erstaunlich ist dabei dessen „Verwandlung“ (rhythmische Abschwächung, kantable Ausführung, Wechsel in die Tonart F-Dur) ab Takt 104.
Tritt dieses zweite Thema im 1. Satz eher untergeordnet in Erscheinung, so ist seine Wiederkehr ab Takt 478 umso prägnanter, nämlich als Hauptthema der großen Schlussfuge.
Das kantable Hauptthema des Anfangs kommt sodann in Takt 559 ein letztes Mal: Wenn die Fuge mitten in ihrer letzten dramatischen Steigerung abrupt beendet wird, erklingt es nach einer Generalpause erneut - der Wirkung nach fast wie ein letztes Aufbäumen vor der sich anschließenden Resignation.
Die Energie und Dramatik, die den Gesamtcharakter dieser Komposition ausmachen, sind gleichermaßen ein Abbild Schuberts innerlicher Verfassung: die Hoffnung, dass die Schönheit und die Kraft der Musik die Angst vor dem nahenden Tod zu überwinden vermag.
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