Chopin Frederic: ETUEDEN

In den ETUEDEN von Frédéric Chopin (1810-1849) finden sich Klaviertechnik und Virtuosität geradezu vergeistigt – hier verschmelzen äußerster Anspruch an die Pianistik mit höchst inspiriertem lyrisch-poetischem Gehalt zu einem vollkommenen Ganzen: „Jede Etüde ist ein Gedicht. In einigen hat wohl das Inhaltsmäßige, das Ästhetische ein Übergewicht, in anderen die Technik, aber im Großen und Ganzen ist in beiden Fällen das rechte Gleichgewicht gewahrt“ (Henrik Knudsen [1876-1946], dänischer Pianist und Herausgeber unter anderem von Klavierwerken Chopins).
Bedenkt man, dass die ‚12 Etüden op. 10‘ und ‚12 Etüden op. 25‘ mit ihren jeweiligen Erscheinungsjahren 1833 beziehungsweise 1837 zu den „frühen“ Werken des Komponisten zählen, und verdeutlicht man sich zudem die Tatsache, dass erste Skizzen und Entwürfe dazu bereits auf das Jahr 1829 zurückgehen, wo Chopin gerade einmal 19 Jahre alt gewesen ist, verwundert die handwerkliche Qualität dieser Klaviermusik umso mehr: Eine kühne, durchaus zukunftsweisende Harmonik, auf deren Grundlage die Behandlung chromatischer Fortschreitungen und eine differenzierte Modulationstechnik im Besonderen als kompositorische, klangbereichernde Mittel zum Einsatz kommen, eine in der Formgebung „raffinierte“, ausdrucksstarke Melodik, sowie eine abwechslungsreiche, mitunter markante Rhythmik.