Bruckner Anton: SINFONIE 0 D-MOLL 1869 (NULLTE)

Anton Bruckner (1824-1896) zählt zu den größten Sinfonikern der Beethoven-Nachfolge, ist dem Wert und der Bedeutung seiner kompositorischen Leistung auf diesem Gebiet neben den Zeitgenossen Johannes Brahms (1833-1897) zu stellen, und steht in der Reihe der „Großen“ als wichtiges Bindeglied zu Gustav Mahler (1860-1911).
Die reguläre Zählung berücksichtigt insgesamt 9 Sinfonien, die zwischen 1865 und 1887 entstanden, teilweise aber in verschiedenen Fassungen vorliegen, also mitunter häufigen Bearbeitungs- und Umarbeitungsprozessen unterworfen wurden.
Darüber hinaus finden sich zusätzlich zwei Werke, die außerhalb der Zählung stehen, auch heute noch im Prinzip eine nur geringe Rolle im Konzertrepertoire spielen, deren musikalische Qualitäten aber nicht unberücksichtigt bleiben sollten, sind diese frühen Schöpfungen doch als erste Zeugnisse des „werdenden“ unverwechselbaren Personalstils des Komponisten zu verstehen: Die in 4 Sätze gefasste Sinfonie f-Moll WAB 99 entstand bereits 1863, die hier vorliegende SINFONIE 0 D-MOLL 1869 (NULLTE) (WAB 100) in der bedeutenden Ausgabe von Leopold Nowak (Musikwissenschaftlicher Verlag Wien).
Eine erste Fassung der „Nullten“ stammt aus den Jahren 1863/64, diese gilt aber bis heute als verschollen. Somit bleibt die von Bruckner überarbeitete 2. Fassung von 1869 die maßgebliche.
Diese gelangte posthum 1924 in Klosterneuburg zu ihrer Uraufführung.
Der etwas ungewöhnliche Beiname bezieht sich auf eine vom Komponisten selbst vorgenommene Kennzeichnung im Manuskript: „0“ ergänzt durch den Kommentar „verworfen, ganz ungiltig, annulliert, nur ein Versuch“.
Gewiss: Diese in 4 Sätze gefasste Sinfonie wirkt noch recht uneinheitlich, verbindet Anklänge an Beethoven (1. und 3. Satz) und Mendelssohn (3. Satz) mit ganz eigenen für den späteren Bruckner maßgebliche Züge.
Die 4 zugrundeliegenden Sätze lauten: Allegro – Andante – Scherzo: Presto -Trio: Langsamer und ruhiger – Moderato-Allegro vivace.