Die SINFONIE 45 FIS-MOLL HOB 1/45 (ABSCHIED) von Joseph Haydn (1732-1809) entstand im Jahr 1772 und ist gewissermaßen als kompositorischer Höhepunkt der in der von der Etablierung musikalischer Neuerungen bzw. künstlerischer Umbrüche oder Umwälzungen geprägten Schaffensperiode 1766-1772 zu sehen.
Das Werk hat 4 Sätze: Allegro assai – Adagio (A-Dur) – Menuet: Allegretto – Finale: Presto-Adagio.
Bereits der monothematisch veranlagte Kopfsatz, bei dem der von den Streichern exponierte, über mehr als eine Oktave herabstürzende Hauptgedanke (fis‘‘-cis‘‘-a‘-fis‘-cis‘-a-h-d‘-d‘-d‘), welcher dann auf dem d‘ etwas abgefedert zum Stehen kommt, eine geradezu von erschütternder Eindringlichkeit bestimmte Atmosphäre prägt, an dieser auch ein zweites, in Dur stehendes lyrisches Seitenthema, welches (recht spät) erst in der Durchführung erscheint, nichts ändern kann.
Der sich daran anschließende, vordergründig etwas heiter wirkende langsame Satz kehrt durch plötzlich auftretende Eintrübungen nach Moll, chromatische Einschübe oder anderweitige harmonische Farbänderungen sein eigentliches Gesicht einer fahl und bedrückend wirkenden Musik sehr subtil nach außen. Auch der Menuett-Satz „verschleiert“ gewissermaßen durch Synkopierungen seinen Tanzcharakter, im Trio-Teil zitieren zunächst die Hörner, abschließend dann das ganze Orchester ein etwas rätselhaft anmutendes „Lamentatione“-Zitat, so wie es Haydn bereits in der Sinfonie Nr. 26 in d-Moll („Lamentatione“) verwendete.
Das ‚Finale: Presto-Adagio‘ ist zweiteilig. Während der in fis-Moll stehende ‚Presto‘-Abschnitt an das bisherige Geschehen anknüpft, weist das darauffolgende, in A-Dur beginnende und Fis-Dur schließende ‚Adagio‘ die absolut singuläre Besonderheit des nacheinander Verstummens aller Orchesterinstrumente auf: Beginnend mit der 1. Oboe und dem 2. Horn, gefolgt vom Fagott, der 2. Oboe und dem 1. Horn, dann dem Kontrabass, dem Violoncello, den 3. und 4. Violinen (die nur für den ‚Adagio‘-Teil des 4. Satzes so geteilt sind!), der Viola und beschließend der 1. Violine hören alle Beteiligten auf zu spielen.
Abseits der Anekdotenbildung, die sich um diese Fis-Moll-Sinfonie rankt, und im Zusammenhang damit ihr titelgebender außergewöhnlicher Schlusssatz, gilt im Hinblick auf die Struktur des Werkganzen folgendes festzuhalten: „Selten ist bisher in der Geschichte der Instrumentalmusik der innere Zusammenhang der einzelnen Sätze eines zyklischen Werkes so eng gewesen wie in dieser Sinfonie Haydns“ (Marggraf, Wolfgang – Die Sinfonien Haydns).
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