Widor Charles Marie: SYMPHONIE GOTHIQUE OP 70

Charles-Marie Widor (1844-1937) entstammte einer musikalischen Familie, von seinem Vater François-Charles Widor (1811–1899), selbst Organist, Pianist und auch Komponist, erhilet er seinen ersten Orgelunterricht.
Widor, der heute vor allem noch wegen seiner zahlreichen Orgelwerke ein Begriff im Musikleben ist, hat unter anderem 10 Orgelsinfonien geschrieben, Werke einer musikalischen Gattung, die der Komponist eigens schuf, um mit den instrumentalen Möglichkeiten der Orgel den Klang einer Orchestersinfonie realisieren zu können.
Maßgeblich befördert wurde die Entstehung von Widors Orgelsinfonien durch Aristide Cavaillé-Colls (1811–1899), der durch seine Neuerungen im Orgelbau deren kompositorische Umsetzung überhaupt erst ermöglichte.
Formal sind die Sinfonien an den Gestaltungsprinzipien der klassisch-romantischen Tradition orientiert, die 4 Werke des op. 13 (1872) beispielsweise sind suitenartig aufgebaut, wobei klassizistische Formen wie Toccata und Fuge mit romantischen Charakterstücken kombiniert werden.
Die 4 Werke des op. 42 (1879/1887) bilden den Gipfel von Widors kompositorischer Meisterschaft. Diese Sinfonien sind in großer Form mit teils monumentalen Sätzen durchgestaltet.
Die beiden letzten Werke der Gattung, die hier vorliegende SYMPHONIE GOTHIQUE OP 70 und auch die ‚Symphonie romane op. 73‘ (1899) sind im Ton etwas zurückgenommener und eher von spirituellem Charakter.
Die in 4 Sätze gefasste ‚Symphonie gothique op. 70‘ entstand 1894/95, wobei erste Ansätze dazu bis ins Jahr 1890 zurückgehen.
Die hiesige Urtextausgabe bietet den Notentext über die herangezogenen schriftlichen Quellen hinaus auch auf Grundlage einer eigenen Schallplattenaufnahme Widors aus dem Jahr 1932, die den Schluss des op. 70 in veränderter Form wiedergibt. Diese Alternative ist berücksichtigt worden.