Draeseke Felix: QUARTETT 2 E-MOLL OP 35

Die Wiederentdeckung des bald nach seinem Tod in Vergessenheit geratenen Komponisten Felix Draeseke (1835-1913) lohnt sich, da sein umfangreicher Werkkatalog, welcher viele verschiedene Gattungen berücksichtigt, hochinteressante Werke großer kompositorischer Meisterschaft beinhaltet, für die sich eine inhaltliche Auseinandersetzung lohnt und die auf jedem Fall neben dem etablierten Repertoire der „großen“ Zeitgenossen bestehen können.
Auch wenn es in Draesekes stilistischer Entwicklung einige Brüche geben mag, so zum Beispiel die nach der anfänglichen Hinwendung zur „Neudeutschen Schule“ um Franz Liszt baldige Loslösung von dieser Richtung und einer sich daran anschließenden „Suche“ nach dem eigenen Ausdruck, die dann schließlich in der Erkenntnis mündete, in traditionsbewusster klassisch-romantischer Fügung „neuartige“ Ideen mit den „Errungenschaften der barocken und klassischen Meister zu verbinden“ (zitiert aus einem Wikipedia-Artikel zu Draesekes Schaffen), ist eine tiefergehende Beschäftigung mit seinem Werk von großem Gewinn.
Das hier vorliegende QUARTETT 2 E-MOLL OP 35 für zwei Violinen, Viola und Violoncello, das 1886 entstand und 1887 erstmals im Druck erschien, ist das mittlere von insgesamt 3 Werken innerhalb der Gattung, liegt demnach zwischen den Quartetten in c-Moll op. 27 (1880) und cis-Moll op. 66 (1895).
Op. 35 in e-Moll ist durchdrungen von einem lyrischen Grundton, die 4 zugrundeliegenden Sätze verbinden auf sehr hohem kompositorischem Niveau bemerkenswerten melodischen Reichtum mit unangefochtener kontrapunktischer Meisterschaft zu einem in allen Belangen überzeugenden Werkganzen.