Haydn Joseph: QUARTETT C-DUR OP 20/2 HOB 3/32

Joseph Haydn (1732-1809) beschließt mit seinem Opus 20 („Sonnenquartette“) eine Reihe von insgesamt 18 Quartetten (op. 9/1-6 Hob. 3:19-24, op. 17/1-6 Hob. 3:25-30 und op. 20/1-6 Hob. 3:31-36), die bezogen auf ihre formal inhaltliche Ausarbeitung einer großen Linie folgen: Aufbau in 4 Sätzen, Menuett an 2. oder 3. Stelle, der langsame Mittelsatz als „Affektzentrum“, gewichtiger Kopfsatz in Sonatenform.
Die „Sonnenquartette“, deren Namen eigentlich vom Titelbild eines Nachdruckes, der eine Sonne zeigt, herrührt, stechen aufgrund ihrer sehr vielfältigen und auch mitunter kühnen Ausgestaltung hervor: „Was im älteren Werk als Tendenz spürbar, aber in der sorgfältig ausgewogenen 4sätzigen Form und Affektkurve stets aufgefangen wurde, wird jetzt in krisenhafter Zuspitzung und Überspitzung sichtbar: die Gewichtsverlagerung aufs Finale (3 der Werke haben Fugen zu Schlusssätzen), die Steigerung der Affektsprache bis ins Bizarre (im g-Moll-Quartett), die Intensivierung der thematischen Arbeit und der Kontraste innerhalb der Sätze, die Erweiterung der Dimensionen bei gleichzeitiger Intensivierung des Details“ (Reclams Kammermusikführer).
Laut dem sogenannten „Entwurf-Katalog“, dem ersten, 1765 begonnenen Werkverzeichnis Joseph Haydns gruppieren sich die 6 Quartette wie folgt: Quartett f-Moll op. 20/5 Hob. 3:35 (4. Satz – Finale: Fuga a due soggetti), Quartett A-Dur op. 20/6 Hob. 3:36 (4. Satz – Fuga a 3 Soggetti: Allegro), Quartett C-Dur op. 20/2 Hob. 3:32 (4. Satz: Fuga a 4 Soggetti: Allegro), Quartett g-Moll op. 20/3 Hob. 3:33, Quartett D-Dur op. 20/4 Hob. 3:34, Quartett Es-Dur op. 20/1 Hob. 3:31.
Die heute übliche Reihung der Quartette folgt aber der ‚Gesamtausgabe’ Ignaz Pleyels (1757-1831) aus dem Jahr 1802. Dort gruppieren sich die Werke wie folgt: Quartett Es-Dur op. 20/1 Hob. 3:31, Quartett C-Dur op. 20/2 Hob. 3:32, Quartett g-Moll op. 20/3 Hob. 3:33, Quartett D-Dur op. 20/4 Hob. 3:34, Quartett f-Moll op. 20/5 Hob. 3:35, Quartett A-Dur op. 20/6 Hob. 3:36.
Vorliegend hier eine Studienpartitur zum QUARTETT C-DUR OP 20/2 HOB 3/32.
Die 4 zugrundeliegenden Sätze lauten: I. Moderato – II. Capriccio: Adagio – (attacca) III. Menuett: Allegretto (-Trio, c-Moll) – IV. Fuga a Quattro soggetti: Allegro.
Eröffnet wird das Werk von einem kontrapunktisch durchdrungenen ‚Moderato‘-Satz, woran sich der als ‚Capriccio‘ bezeichnete langsame Satz in düsterem c-Moll anschließt, einer Musik, die ernste „Unisono-Passagen“ in der Haupttonart mit kantablen, teilweise solistisch ausschwingenden Abschnitten in hellerem Es-Dur verbindet.
Dieser Satz geht dann quasi „attacca“ in das Menuett über, „das durch Orgelpunkte (vor allem auf der leeren G-Saite der Violinen) einen Anflug von Hirtenmusik hat, im Trio (c-Moll) aber in den Affektbereich des Capriccio zurückführt“ (Reclams Kammermusikführer). Beschließend dann die ‚Fuga a quattro soggetti‘, einer „kapriziösen, atemberaubend schnell und witzig mit allen Raffinessen der Fugentechnik umspringenden Finalfuge, die ihren „modernen“ Charakter in der doppelten Coda – erst in wirbelnden Sechzehnteln, dann in dröhnendem Unisono – ganz zu erkennen gibt“ (ders.).