Die Streichquartette op. 54 und op. 55 (Hob. 3/57-59 und Hob. 3/60-62), die zu zwei kleinen Gruppen zu je 3 Werken zusammengefasst sind, bilden in ihrer Gänze die 1. Serie der sogenannten „Tost-Quartette“, die Joseph Haydn dem Geiger und späteren Wiener Kaufmann Johann Tost zugeeignet hat (das spätere Op. 64 bildet dann die 2. Serie).
Entstanden sind Op. 54 und 55 im Sommer und Herbst 1788.
Vorliegend hier das wohl ungewöhnlichste Werk der gesamten Serie: QUARTETT F-MOLL OP 55/2 HOB 3/61 (RASIERMESSER).
Den Beinamen erhielt es einer Anekdote zufolge, nach der Haydn dem englischen Verleger Bland im Tausch gegen einen Satz guter englischer Rasiermesser dieses Quartett aushändigte.
In musikalischer Hinsicht handelt es sich hierbei um eine Streichermusik, die in ihren 4 zugrundeliegenden Sätzen sehr bewusst den Kontrast „Moll und Dur“ auszuspielen weiß. Haydn eröffnet das Werk mit einem Variationssatz (‚Andante più tosto allegretto‘, ausgearbeitet in Form von Doppelvariationen), auf welchen ein sehr ernst und finster gehaltener, kontrapunktisch ausgearbeitetes ‚Allegro‘ folgt, an dessen Ende dann doch die Wendung nach F-Dur steht. Das sich daran anschließende in F-Dur stehende ‚Menuett: Allegretto‘ greift die kontrapunktische Setzweise auf. Das finale ‚Presto‘ in F-Dur spielt auf sehr kunstvolle Art und Weise mit dem Moll-Dur-Gegensatz, in dem es die eigentliche Haupttonart durch Chromatik und harmonischer Ausflüchte andauernd verschleiert (Gegensatz F-Dur und g-Moll), um sich dann am Ende doch endgültig nach F-Dur zu wenden.
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