Haydn Joseph: QUARTETTE BD 11 OP 77 + 103

Joseph Haydns ‚Lobkowitz-Quartette‘ op. 77/1-2, Hob. 3/81-82 entstanden 1799 und erschienen im September 1802, das allerletzte, in 2 Sätzen unvollendet gebliebene Quartett d-Moll op. 103, Hob. 3/83 folgte dann noch 1802/03 und ging im Frühjahr 1806 in den Druck.
Diese 3 letzten Streichquartette stellen Kostbarkeiten allergrößter kompositorischer Meisterschaft dar, die ihnen innewohnende künstlerische Reife beeindruckt auf allen Ebenen, der überaus souveräne Umgang mit Form und Inhalt gewinnt in den jeweiligen Menuett-Sätzen zudem eine neuartige Tendenz: „…das auffälligste neue Merkmal der beiden Werke (Op. 77), die Gestaltung der Menuette, wirkt nicht experimentell, sondern als das Erscheinen eines fertig ausgebildeten neuen Menuett-Typus: des Beethovenschen Scherzos. Dass Haydn von den Scherzi des jungen Beethoven (in den Klaviertrios op. 1 und den Streichtrios op. 9, die er mit ziemlicher Sicherheit kannte) angeregt, vielleicht auch irritiert wurde, zeigt sich nicht nur hier, wo die Anregungen dem eigenen Menuett-Typus anverwandelt werden, sondern noch deutlicher im Menuett des unvollendeten op. 103, in dem offensichtlich ein neuer Weg – gleichsam an Beethoven vorbei – gesucht und gefunden wird“ (Ludwig Finscher / Reclams Kammermusikführer).
Als bemerkenswert ist die am Ende des Menuett-Satzes von Op. 103 abgedruckte Liedmelodiezeile (aus dem Lied ‚Der Greis‘ nach einem Text von J. W. L. Gleim) mit den Worten: „Hin ist alle meine Kraft, alt und schwach bin ich“ zu sehen, bilden diese doch den Charakter und die Qualität der klingenden Musik in keiner Weise ab, „zeigen“ die beiden Sätze doch „keinerlei Ermüdungserscheinungen, stellen vielmehr dem op. 77 eine neue Wendung zur Intimität entgegen, die im Menuett fast esoterische Züge trägt“ (L. Finscher).
Vorliegend hier nun als ‚Henle-Urtext‘ in der Ausgabe von Horst Walter der Stimmensatz: QUARTETTE BD 11 OP 77 + 103.