Roslawez Nikolai: POEME LYRIQUE + INVENTION + NOCTURNE

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Nikolaj Roslawez (1880-1944) ist zu den russischen Komponisten zu zählen, die sich sehr stark für die Etablierung einer „Neuen Musik“ in Russland einsetzten.
In Komposition, Musiktheorie und Violine ausgebildet am Moskauer Konservatorium (seine Lehrer waren dort: Sergej Wassilenko, Alexander Iljinsky, Michail Ippolitow-Iwanow und Iwan Grzhimali) begann er eine erfolgversprechende Laufbahn insbesondere als Komponist.
Anfänglich orientierte Roslawez sich stilistisch an Aleksandr Skrjabin sowie an der französischen Schule um Claude Debussy und Maurice Ravel, versuchte aber zunehmend seine eigenen kompositionstechnischen Vorstellungen zu etablieren, in deren Mittelpunkt ein „neues System der Tonorganisation“: „Synthetakkorde“ sind spezielle, für konkrete Werke ausgewählte Tonkomplexe, die in meisten Fällen aus sechs bis zehn Tönen bestehen und ähnlich einer „Superformel“ verschiedenste Parameter jedes konkreten Werks bestimmen.
Die Bezeichnung „Synthetakkord“ von Skrjabin unterstreicht Roslawez zufolge den synthetischen Charakter seiner Technik, die alle Errungenschaften der Klassik und Romantik, der Polytonalität und der Ultrachromatik zusammenfasst. Roslawez formte dieses System in den Jahren 1909 bis 1919.“ (zitiert aus dem Komponisten-Profil, das der Schott-Verlag zur Verfügung gestellt hat).
Seine Tätigkeiten als Komponist, insbesondere was die Entwicklungen des neuen Tonsystems und der daraus resultierenden Klangsprache anbetrifft, wurden von „Systemtreuen“ („proletarische Musiker“) bald scharf angegriffen, als „klassenfeindlich“ eingestuft. Roslawez wurde daraufhin mit einem Berufsverbot belegt, etliche seiner Manuskripte konfisziert.
Glücklicherweise lässt sich heute wieder zumindest auf einen Teil der Kompositionen zurückgreifen, diese werden neu verlegt und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.
Vorliegend hier nun in der Ausgabe von Marina Lobanova POEME LYRIQUE + INVENTION + NOCTURNE für Violine und Klavier, Stücke aus verschiedenen Schaffensperioden: Das ‚Poeme lyrique‘ stammt aus den 1910er Jahren, fällt damit in die gewissermaßen „experimentelle Phase“ um das „neue System der Tonorganisation“. Die ‚Invention‘ und das ‚Nocturne‘ aus dem Jahr 1935 unterscheiden sich stilistisch deutlich von dem erstgenannten Stück, fallen in eine Periode, in der sich Roslawez einem sehr starken „ideologischen Druck“ ausgesetzt fand, er gewissermaßen zwanghaft „einfacher“ zu schreiben hatte.

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