Reger Max: SONATE 4 C-DUR OP 72

Vorliegend hier Max Regers 1903 entstandene SONATE 4 C-DUR OP 72 für Violine und Klavier, die als ein Werk der mittleren Schaffensphase zu den profilierteren Stücken in der Reihe der insgesamt 9 zwischen 1891 und 1915 geschriebenen Sonaten für diese Besetzung.
Allgemein ist Regers Kammermusik bestimmt von einer „modernen Archaik“, hier „erweist er sich als ein Meister der Mehrstimmigkeit, der sich von Werk zu Werk von seinen Vorbildern löste und mit kühnen Modulationen und fantasieartigen, aus dem ursprünglichen thematischen Material gewonnenen Teilen die Sonatensatzform und das erstarrte Schema der Mittelsätze freier gestaltete und entsprechend seinem Ausdruckswillen veränderte.“ (zitiert aus: Reclams Kammermusikführer).
Eine besondere Pointierung erfährt die hier betreffende C-Dur-Sonate dahingehend, dass der Komponist sie „den deutschen Kritikern“ hatte widmen wollen und seinem Unmut konkret im Notentext mit speziellen Motiven wie ‚S – C – H – A – F – E‘ und ‚A – F – F – E‘, die er im Eröffnungssatz (Allegro con spirito) thematisch integrierte, auf schöpferischem Wege Entfaltung verschaffte.
Auch im langsamen Mittelsatz (Largo con gran espressione) steht ein kurzes Motiv im gestalterischen Zentrum, hier aber ist es ‚B – A – C – H‘.
Die 4 Sätze lauten ihrer Abfolge gemäß im Einzelnen: Allegro con spirito – Prestissimo – Largo con gran espressione – Allegro con brio.
Auf formal-inhaltliche Aspekte bezogen bedeutsam für Regers Duo-Sonaten (insbesondere ab der ‚Sonate Nr. 3 A-Dur op. 41‘, 1899) ist die Tatsache, dass stets ein rascher, mitunter kapriziöser Satz (Intermezzo oder Scherzo) an 2. Stelle steht, gefolgt vom langsamen Mittelsatz, der dann seinerseits die Funktion des affektgeladenen Ausdruckszentrums erfüllt. Der Reger-Biograph Fritz Stein spricht in diesem Zusammenhang von „jene(n) ergreifenden langsamen Sätze(n) (…), die aus tiefer gebethafter Versunkenheit aufsteigen zu frommer Erhebung“.